Das Ferienprogramm im Projekt ist beendet und nun haben wir Zeit für einen Monat Südamerika zu bereisen und dort unter anderem Weihnachten und Silvester zu erleben.
Unser erstes Ziel ist Peru. Wir fliegen zunächst in die Hauptstadt Lima, die mitten in einer Wüstenlandschaft liegt. Steile Felsklippen, rauschendes Meer, moderne Einkaufszentren, stylische Cafés, unzählige Taxis, Gleitschirmflieger und eine prächtige, imposante Altstadt erwartet uns hier. Wir sind beeindruckt von den breiten, luftigen Strassen mit ihren mächtigen und gut restaurierten Bauwerken, die uns ein wenig an Berlin erinnern.
Die Küste entlang fahren wir mit dem Bus nach Pisco. Pisco ist nicht nur wegen seines Nationalgetränkes "Pisco Sour" bekannt (bestehend aus Traubenschnaps, geschlagenem Eiweiss und Limon), sondern zudem ein idealer Ausgangspunkt für den Besuch der Islas Ballestas. Eine wild zerklüftete Inselgruppe mit Klippen und ungewöhnlich geformten Felsen, wo Seevögel, Seelöwen und Pinguine ihr Zuhause finden. Für empfindliche Nasen nicht zu empfehlen, da hier Unmengen Guano (Naturdünger bestehend aus Vogelexkremitäten) vorhanden ist.
Weiter geht's nach Nasca. In einer kleinen Propellermaschine überfliegen wir (zum Glück ohne Frühstück) die berühmten und wirklich sehenswerten Nasca-Geoglyphen (merkwürdige und riesige Zeichnungen im Sandboden). Die im Anschluss daran geplante Tour zum "Cementerio de Chauchilla" verläuft etwas umständlicher, da wir von dem Touranbieter vergessen werden und erst nach viel Tamtam unsere geplante Exkursion endlich stattfindet.
Am Abend geniessen wir in einem Luxusbus unsere erste Nachtfahrt nach Arequipa, das auf einer Höhe von 2353 m liegt und die zweitgrösste Stadt Perus ist. Von hier aus buchen wir eine zweitägige Trekkingtour in den Cañon de Colca, die in der folgenden Nacht startet. Mit wenig Schlaf und einem kleinen Rucksack sind wir pünktlich um 1.00 Uhr bereit und werden von unserem Guìa Jaime abgeholt. Nach einigen Stunden Busfahrt erreichen wir das Andendörfchen Cabanaconda. Der Ausblick ist bezaubernd. Vor uns befindet sich eine tiefe Schlucht mit dahinterliegenden teils schneebedeckten Gipfeln. In einem Tagesmarsch steigen wir die Schlucht hinab
und besuchen ursprüngliche Dörfer, die ohne Elektrizität leben. Mit einem Fernglas halten die Einheimischen Ausschau nach der Anzahl der hungrigen Wanderer, um entsprechend das Mittagessen vorbereiten zu können. Nach einer kurzen Nacht in der Oase besteigen wir ab 3.00 Uhr morgens die 1200 m Höhenunterschied in einem zügigen Rhythmus. Zur Belohnung unser Mühe haben wir das Glück die Mächtigkeit eines Kondores zu beobachten.
Noch am selben Abend nehmen wir den nächsten Nachtbus, um unser Weihnachtsziel Cusco zu erreichen. Pünktlich zu Heiligabend kommen wir in der einst bedeutensten Inkametropole an. Auf der "Plaza de Armas" herrscht ein bunter und traditioneller Weihnachtsmarkt der Indigenas. Im Hintergrund ertönt eine lieblich klingende Weihnachtsmusik. Jetzt sind auch wir in der richtigen Stimmung und gönnen uns zur Feier des Tages die klassischen Andenmützen. Dennoch erleben wir heute einen kleinen Rückschlag, indem wir erfahren, dass die Touren für den Inkatrail ausgebucht sind.
In den folgenden Tagen erkunden wir Cusco und seine Umgebung. Wir besuchen unter anderem das nahegelegene Valle Sagrado, von wo aus wir anschliessend mit dem Zug zum Machu Picchu fahren wollen. Am Bahnhof in Ollanta erwartet uns die nächste Überraschung. Auch die Zugtickets sind alle ausverkauft! Was nun? Wir entscheiden uns kurzerhand die Strecke zu Fuss zu gehen - immer den Bahnschienen entlang, was eigentlich verboten ist.
Gewappnet mit Wasser, Schokolade und einer Taschenlampe starten wir unseren Fussmarsch. Nachdem wir die ersten 12 km zurückgelegt haben, wird uns bewusst, dass noch weitere anstrengende 30 km vor uns liegen. Angst vor Überfällen, aggressiven Hunden, Tunneln und dem Überqueren einer Zugbrücke steigert unseren Adrenalinspiegel. Zum Glück treffen wir unterwegs 3 Südamerikaner, die das selbe Ziel vor Augen haben. Nach 5 Stunden schmerzen uns allen die Beine und Füsse. Auch das Kauen der Cocablätter nutzt nicht mehr viel. Müdigkeit, Verzweiflung und Erschöpfung treibt uns dazu, einen vorbeifahrenden Kontrollwagen per Lichtsignalen anzuhalten. Nach kurzen Verhandlungen dürfen wir einsteigen und die letzten Kilometer mitfahren. Yippieh, unser Ziel ist erreicht und Machu Picchu kann am nächsten Morgen vor Eintreffen der Touristenmassen besucht werden.
Unsere Vorstellungen werden wahrlich übertroffen und Machu Picchu ist trotz der übertriebenen Preise und Touristenströme ein MUSS für jeden Perubesucher. Die wohl schönste und rätselhafteste Inkastadt liegt umgeben von Nebelschwaden auf einem Felsvorsprung inmitten einer märchenhaften Landschaft. Ein unbeschreiblicher Eindruck!
Nach diesem tollen Erlebnis geht unsere Reise weiter zum höchstegelegenen schiffbaren See der Erde - dem Titicacasee (3810 m). Die Höhenluft bereitet uns zum Glück keine Probleme, dafür umso mehr die eisige Kälte in der Nacht. Bei Ankunft in Puno werden wir sogar mit Schnee begrüsst, der tagsüber jedoch schnell wieder verschwindet. Mit einem Ausflugsboot besuchen wir zunächst die schwimmenden Totora-Inseln der Uro-Gemeinschaft. Diese Inseln werden, so wie auch die dazugehörigen Boote und Hütten, allesamt aus Schilfstengel hergestellt, die am Rande des Titicacasees wachsen. Weiter führt unsere Bootstour zur wunderschönen Isla Taquile. Neben den hier typischen strickenden Männern ist Taquile zudem für seine landschaftlich genutzten Terrassenanlagen bekannt. Viel Zeit verbleibt uns am Titicacasee nicht, da sich das Jahr 2005 dem Ende neigt und wir den Jahreswechsel in La Paz, Bolivien, verbringen möchten.
Rechtzeitig zu Silvester kommen wir in La Paz an. Im Gegensatz zu den Meinungen vieler Besucher finden wir die angeblich hier herrschende besondere Anden-Atmosphäre nicht. Dafür aber lernen wir ein gemütliches Restaurant, gefüllt mit Antiquitäten aller Art, kennen, wo wir gleich zweimal hintereinander essen gehen. Etwas ausserhalb von La Paz gelegen besichtigen wir noch das Valle de la Luna, bevor es dann wieder zurück nach Peru geht.
Nach einem Inlandsflug sowie einer Nachtbusfahrt gelangen wir in die sehenswerte und fast touristenfreie Kolonialstadt Trujillo im Norden von Peru. Wir erleben eine sehr angenehme Stimmung und treffen auf viele hilfsbereite und freundliche Menschen. Obwohl wir schon so einige Ruinenstätten besichtigt haben, finden wir hier eine ganz andere Bauweise vor. Inmitten einer Wüstenlandschaft befindet sich die einst grösste Lehmziegelstadt der Welt Chanchan. Noch am selben Abend sitzen wir wieder im Bus und peilen unser drittes Reiseland Ecuador an.
Müde erreichen wir 20 Stunden später die europäisch wirkende Stadt Cuenca in Ecuador. Am "Parque Calderón" ist das stadtbekannte Eiscafé "Tutto Freddo" nicht zu übersehen. Ohne sich ein Eis zu gönnen, kann man hier nur mit viel Disziplin vorbeigehen. Der in den Bergen gelegene Parque Nacional Cajas empfinden wir als ziemlich öde. Bis auf Lamas gibt es hier nichts Beeindruckendes zu sehen. Demnach verkürzen wir unsere Exkursion und gönnen uns in den "Aguas Calientes" (Thermalbäder) ein heisses Bad.
Mit der Absicht den Dschungel einmal hautnah zu erleben fahren wir weiter nach Baños. Diese kleine Stadt liegt wunderschön in einem Tal, umgeben von saftiggrünen Berghängen. Von Baños aus startet unsere dreitägige Reise in den nahegelegenen Regenwald. Ausgestattet mit Regenponcho und Gummistiefel erwarten uns im Dschungel idyllische Wasserfälle, verschiedenste Pflanzen und Tiere, Kanufahrten und ein Besuch bei einer Indigenafamilie. Dort wird uns unter anderem die traditionelle Keramikherstellung vorgeführt und zudem dürfen wir Schiessversuche mit dem Blasgewehr ausprobieren. Edwin, unser Führer, erweist sich als wahrlicher Dschungelexperte und gibt uns spannende Informationen und Erklärungen zu vielen Details.
Unser Urlaub neigt sich dem Ende und wir streben unser letztes Ziel an - Quito. Nach einer Stadtbesichtigung vergnügen wir uns abends im Mariscalquartier. Im stilvollen Restaurant "La Boca del Lobo" lassen wir unseren erlebnisreichen Urlaub ausklingen. Nach drei stressigen Rückflügen (für Tanja) erreichen wir mit vielen neuen Impressionen unsere laute und staubige "Lieblingsstadt" Ciudad de Guatemala.